Miteinander für einen gesunden Darm

Internationaler Darmkrebsmonat März 2022: Erfahren Sie von unseren Spezialistinnen und Spezialisten mehr über Darmgesundheit und Ihre Möglichkeiten zur Darmkrebsvorsorge. Lesen Sie, was Sie persönlich für einen gesunden Darm tun können.

Im Darmzentrum Bern ziehen alle an einem Strang: spezialisierte Ärztinnen und Ärzte sowie qualifizierte Fachpersonen aus verschiedenen Disziplinen. Im engen Miteinander setzen sie sich tagtäglich gegen Darmkrebs und für einen gesunden Darm ein. Hier verraten sie, was jeder Mensch für die eigene Darmgesundheit und zur Vorbeugung von Darmkrebs tun kann.

Früherkennung zählt

Darmkrebs ist hierzulande eine der häufigsten Krebsarten. Wird er früh erkannt, ist er in den meisten Fällen heilbar. Darum wird heute die Darmkrebsvorsorge ab 50 Jahren für Männer und Frauen empfohlen.

B. Rihs: «Ein wichtiges Thema. Ich erlebe im Arbeitsalltag immer wieder, dass durch diese Screenings Tumorerkrankungen entdeckt werden. Die Patientinnen und Patienten haben meistens noch keine Symptome. Darum finde ich diese Vorsorgeuntersuchungen wichtig. Man sollte das Thema beim Hausarzt ansprechen.»

Ch.Weber: «Für mich ist die Darmkrebsvorsorge eine absolut sinnvolle Untersuchung. Sie ist nicht nur eine Vorsorge, sie kann sogar eine Therapie sein, wenn man eben kleinere Veränderungen wie Polypen findet und während der Untersuchung noch gleich entfernen kann. Ich finde es daher absolut sinnvoll, so etwas durchzuführen. Und habe es selber auch schon gemacht.»

F. Seibold: «Der grosse Vorteil der Darmspiegelung ist, dass Krebsvorstufen, sogenannte Polypen, direkt entfernt werden und somit Krebserkrankungen verhindert werden können. Der Blut-im-Stuhl-Test kann nur höhergradige Krebsvorstufen erkennen und dient dazu, Patienten zu einer Darmspiegelung vorzuselektionieren.»

P. Netzer: «Die Vorsorgekoloskopie, sprich die Darmspiegelung zur Krebsvorsorge, ist vom Bundesrat seit 2013 als Pflichtleistung der Krankenkasse festgesetzt worden, da es sich hier um eine sehr gute und effektive Vorsorgeuntersuchung handelt.»

Der Darm – nicht nur für die Verdauung gut?

B. Balsiger: «Ein gut funktionierender Darm, mit welchem man sich wohl fühlt, ist schon sehr wichtig für das Allgemeinbefinden. Nicht zuletzt auch, weil der Darm mehr als nur so ein Muskelschlauch ist. Mit hormonbildenden Zellen und hunderttausenden von Nervenzellen ist er hochkomplex. Man spricht nicht umsonst vom «Hirn im Darm», einem zweiten Gehirn sozusagen. Wenn es diesem Gehirn gut geht, geht es schlussendlich dem ganzen Menschen besser.»

Ch. Weber: «Der Darm ist nicht nur Teil unseres Verdauungssystems. Er steht auch über Nervenbahnen mit dem Gehirn in Verbindung. Der Dickdarm insbesondere ist eine Art Bed & Breakfast für über 500 Bakterienarten. Das ist unsere Darmflora. Und diese Darmflora steht in Austausch mit Abwehrzellen, mit Darmzellen, und kann damit massgeblich unser Immunsystem, unsere Abwehrkräfte und unser Wohlbefinden beeinflussen.»

Wie kann ich mein persönliches Darmkrebsrisiko senken und etwas für meine Darmgesundheit tun?

B. Balsiger: «Es ist klar erwiesen, dass zum Beispiel Sporttreiben das Risiko für Dickdarmkrebs senkt. Bei der Ernährung kann man auf Mittelmeerkost setzen, das heisst viele ungesättigte Fettsäuren, wenig verarbeitete Nahrungsmittel, nicht zu viel rotes Fleisch, eher weisses Fleisch wie Poulet, reichlich hochpigmentierte Früchte und Gemüse wie zum Beispiel Broccoli, Erdbeeren oder Tomaten.»

A. Pfotenhauer: «Es wurde in diversen Studien gezeigt, dass sportliche Menschen selten mit Verstopfung, Blähungen oder Völlegefühl zu kämpfen haben. Neben viel Bewegung im Alltag ist ein sanftes Ausdauertraining für die Darmmuskulatur ideal. Radfahren, Schwimmen, Laufen oder Walken sind geeignet, aber auch eine Stunde flottes Gehen regt den Darm an.»

Die Ernährungsberatung der Lindenhofgruppe
Die Ernährungsberatung der Lindenhofgruppe
In unserer Ernährungsberatung erhalten Sie wertvolle Informationen sowie praktische Tipps und Tricks, mit denen Sie Ihr Wohlbefinden steigern und Ihre Gesundheit nachhaltig verbessern können.

Sport tut gut. Worauf sollte ich meinem Darm zuliebe achten?

Tipps von A. Pfotenhauer:

  • 2 Stunden Pause vor dem Training
    In den 2 Stunden vor dem Training nicht übermäßig viel trinken und auch die letzte Nahrungsaufnahme sollte davor erfolgen.
  • Kleine Schlucke
    Beim Sport selbst lieber häufiger und in kleinen Schlucken trinken, anstatt große Mengen auf einmal.
  • Verzicht auf Ballaststoffe
    Bei Wettkämpfen und langen Läufen bereits einen Tag vor dem Event auf blähende, ballaststoffreiche Kost verzichten.
  • Auf zuckerhaltige Getränke verzichten
    Getränke mit hohen Konzentrationen an Kohlenhydraten beim Training lieber meiden, da diese Durchfall auslösen können. Viele der üblichen Sportgetränke enthalten reichlich Fructose (Fruchtzucker). Das kann bei sensiblen Menschen zu Problemen führen.

Wie gestalte ich meine Ernährung darmfreundlich?

B. Balsiger: «Eine ausgewogene Ernährung mit möglichst wenig industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln ist grundsätzlich sinnvoll. Allerdings kann man nicht sagen, dass das, was wir als gesunde Ernährung anschauen, also viel Rohkost, viel Gemüse, viele Früchte, immer und für jede Person gleich gut ist. Oft ist es gerade das Gegenteil.

Das hat mit den sogenannten fermentierbaren Stoffen zu tun. Das sind zum Beispiel Kohlenhydrate. Viele Menschen reagieren auf bestimmte fermentierbare Stoffe sehr sensibel, zum Teil auch auf bestimmte Kombinationen. Hier hilft oft eine sogenannte FODMAP-arme Ernährung. FODMAP ist die englische Abkürzung für „fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyols“.

Es bezeichnet eine Gruppe von Kohlenhydraten und Zuckeralkoholen, die in vielen Nahrungsmitteln vorkommen und im Dünndarm nur schlecht aufgenommen werden. Grundsätzlich gilt, dass ein möglichst normales Gewicht der Darmgesundheit zuträglich ist und vor allem auch eine gute sportliche Alltagsgestaltung.»

F. Koch: «Der Dickdarm freut sich allgemein über eine nahrungsfaserreiche Ernährung. Viel Gemüse, Rohkost – das ist Nahrung für die Dickdarm-Bakterien. Zu den Ernährungsgewohnheiten, die dem Darm auf Dauer eher schaden, zählen Fastfood und eine Ernährung, die arm an Nahrungsfasern ist. Grundsätzlich ist eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung mit vielen Frischprodukten empfehlenswert.»

Jetzt wird’s konkret: Was tun bei Verstopfungen oder Blähungen?

A. Pfotenhauer: «Beidem kann in erster Linie durch die richtige Ernährung und das richtige Essverhalten vorgebeugt werden. Auch das richtige Toilettenverhalten kann helfen: sich Zeit nehmen auf der Toilette oder für die bessere Position des Enddarms einen Schemel unter die Füsse stellen, während man auf der Toilette sitzt. Wichtig zur Vorbeugung sind vor allem Bewegung im Alltag und sicher ein gutes Trinkverhalten. Bei Bauchbeschwerden hilft oft eine Kolonmassage. Dazu einfach in Rückenlage die Beine anwinkeln und im Uhrzeigersinn mit der flachen Hand und etwas Druck langsam kreisend über den Bauch fahren.

 Im Spital leite ich als Physiotherapeutin Patientinnen und Patienten zur korrekten Selbstmassage an. Bei Durchblutungsstörungen, Stress, Reizdarm-Syndrom und Regelschmerzen beispielsweise setze ich die professionelle Kolonmassage ganz gezielt ein. Übungen für Bauch- und Beckenbodenmuskulatur massieren den Darm sanft und regen ebenfalls die Verdauung an. Klassische Bauchmuskelübungen für die geraden und schrägen Bauchmuskeln sind auch hilfreich. Übungen wie der Storchengang können auch zwischendurch in einer Büropause gemacht werden.»

Darmkrebsmonat März

Darmkrebsmonat März

Nationale und internationale Organisationen sensibilisieren für Darmkrebs. Der Darmkrebsmonat wurde 2002 von den drei Organisationen Felix Burda Stiftung (München),Deutsche Krebshilfe (Bonn) und „Stiftung Lebensblicke“ ins Leben gerufen.

Zertifiziert

Als spezialisierter Teil des Onkologiezentrum Bern ist das Darmzentrum Bern nach den strengen Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft DKG zertifiziert. Mehr dazu

Die zitierten Fachpersonen

PD Dr. med. Bruno Balsiger

Facharzt Gastroenterologie

Franziska Koch

Abteilungsleiterin Ernährungsberatung

PD Dr. med. Peter Netzer

FMH Gastroenterologie und FMH Allgemeine Innere Medizin

Anna Pfotenhauer

Fachverantwortliche Viszeral- & Thoraxchirurgie
Physiotherapie Lindenhofgruppe

Brigitte Rihs

Visceral Care Nurse Darmzentrum

Prof. Dr. med. Frank Seibold

Facharzt Gastroenterologie und Allgemeine Innere Medizin

PD Dr. Christoph Weber

Facharzt Gastroenterologie und Allgemeine Innere Medizin

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