Miteinander gegen Darmkrebs

Zwei Themen haben wir uns im internationalen Darmkrebsmonat März 2023 auf die Fahnen geschrieben: Darmgesundheit und Darmkrebsvorsorge. Zu beidem kommen den ganzen Monat lang unsere Spezialistinnen und Spezialisten zu Wort. Erfahren Sie mehr und blicken Sie hinter die Kulissen des Darmzentrums Bern.

Im Darmzentrum Bern werden vor allem von Darmkrebs Betroffene betreut. Spezialisierte Ärztinnen und Ärzte verschiedener Disziplinen und qualifizierte Fachpersonen arbeiten Hand in Hand. Sie beraten, behandeln und begleiten Patientinnen und Patienten während des gesamten Behandlungsverlaufs - von Vorsorge und Diagnostik über Therapie und Operation bis zur Tumornachsorge. Wer sind diese Menschen, die sich den ganzen Tag mit dem menschlichen Körper beschäftigen? Was bewegt sie, was motiviert sie? Und was denken sie eigentlich über den Darm?

Der Darm ein faszinierendes Organ? Was unsere Spezialistinnen und Spezialisten dazu sagen:

B. Rihs: «Der Darm ist ein wichtiges Organ, das den ganzen Körper beeinflussen kann. Darum ist auch meine Arbeit als Visceral Care Nurse am Darmzentrum so spannend. Bei Tumorerkrankungen im Magen-Darm-Trakt ist die individuelle Betreuung wichtig. Vieles kann man nicht nach Schema machen. Komplexes Denken und Pflegen sind gefragt.»

F. Koch: «Als Ernährungsberaterin beeindruckt mich, wie autonom der Darm arbeitet und welchen grossen Einfluss er auf unser Wohlbefinden nimmt. Spannend ist sicher auch, dass wir äussere Einflüsse im Bauch fühlen, zum Beispiel bei Stress.»

F. Seibold: «Der Darm hat eine extrem grosse Oberfläche, um alle seine Aufgaben übernehmen zu können. Er nimmt zum einen Wasser und Nahrungsmittel auf, zum anderen ist er jedoch auch ein riesiges immunologisches Organ, das beispielsweise grosse Mengen von nützlichen Bakterien von wenig krankmachenden Bakterien unterscheiden muss.»

A. Pfotenhauer: «Als Physiotherapeutin auf der Chirurgischen Abteilung sehe ich immer wieder, wie eine Darmerkrankung schlussendlich den ganzen Menschen aus dem Gleichgewicht bringen kann. Eine gute Zusammenarbeit aller Disziplinen ist hier der Schlüssel zum Erfolg.»

Darmkrebs vorbeugen

Jährlich erkranken in der Schweiz rund 4’500 Menschen neu an Dickdarmkrebs. Früherkennung kann lebensrettend sein. Eine der wichtigsten Untersuchungsmethoden ist dabei die Darmspiegelung. Erfahren Sie mehr dazu von unseren Spezialistinnen und Spezialisten.

F. Seibold: «Eine Vorsorge sollte ab dem 50. Lebensjahr alle zehn Jahre bis zum 70. Lebensalter erfolgen. Das gilt, sofern keine pathologischen Befunde bei der ersten Spiegelung erhoben wurden.»

Ch. Weber: «Wenn man dann bei der ersten Darmspiegelung nichts findet und es auch keinen Darmkrebs in der Familie gibt, genügt eine Kontrolle nach zehn Jahren. Wenn man bei der Darmspiegelung aber etwas findet, dann muss die Kontrolle eventuell früher wiederholt werden.»

B. Balsiger: «Auch wenn man erst zwischen 35 und 45 Jahren alt ist, sollte man rasch eine Untersuchung durchführen lassen, wenn man Zeichen von Blut im Stuhl oder Stuhlgangsveränderungen bemerkt. Unsere jüngste Patientin, bei der wir Darmkrebs gefunden haben, war 23 Jahre alt. Dies soll niemandem Angst machen, nur zeigen, dass Symptome immer ernst zu nehmen sind. Wir sollten dankbar sein, dass wir so gute Möglichkeiten zur Vorsorge haben.»

P. Netzer: «Darmkrebs entsteht zu über 80 Prozent durch Vorstufen des sogenannten Dickdarmpolypen. Wenn man diese Polypen frühzeitig durch eine Vorsorgeuntersuchung erkennt und entfernt, kann man gemäss Studien eine Krebsreduktion um bis zu 90 Prozent erreichen.»

Was kommt bei einer Darmspiegelung auf mich zu?

C. Jordi: «Im Vorfeld der Untersuchung steht die Darmspülung. In der Regel trinken Sie zu diesem Zweck zwei Liter Abführmittel: Am Vorabend einen Liter und am Untersuchungsmorgen nochmals einen Liter. Dazu kommt noch mindestens ein Liter klare Flüssigkeit. Am Untersuchungstag kommen Sie ins Spital oder in die Praxis. Hier bereiten wir Sie für die Untersuchung vor. Sie bekommen ein Spitalhemd oder T-Shirt und eine spezielle Unterhose, die Kolohose. Für die spätere Betäubung legen wir Ihnen ein Venenkatheter und schliessen Sie an die Überwachungsinstrumente – Puls- und Blutdruckmessgeräte – an, bevor wir sie ins Untersuchungszimmer fahren. Nach Ihrem Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt erfolgt die Darmspiegelung in der Regel unter Betäubung. Dabei benutzt der Arzt oder die Ärztin ein Untersuchungsgerät, das Endoskop heisst. Es handelt sich um einen langen biegsamen Schlauch, der durch den After in den gereinigten Dickdarm eingeführt und bis zur Mündung des Dünndarms und einige Zentimeter in den Dünndarm vorgeschoben wird. Bei dieser Untersuchung können krankhafte Veränderungen wie beispielsweise Polypen gleich mittels Zange oder Schlinge entfernt werden. Zur Untersuchung der Schleimhaut können mittels Zange auch kleine Gewebeproben (Biopsien) entnommen werden.»

Darmspiegelung: Peinlich? Schmerzhaft? Oder einfach nur schlau?

C. Jordi: «Für Patientinnen und Patienten mag es peinlich sein. Für uns hingegen gehört eine Darmspiegelung zu den Routineuntersuchungen. Der Darm ist kein gerades Rohr. Er ist kurvig. Das erschwert die Sichtverhältnisse. Damit der Arzt bei der Untersuchung die Darmwand gut beurteilen und auch hinter jede Kurve sehen kann, lässt er Luft bzw. CO2, also Kohlendioxid, in den Darm strömen. Der Darm kann sich so gut entfalten. Das könnte als unangenehm oder sogar schmerzhaft empfunden werden. Darum werden Darmspiegelungen heute in der Regel unter Betäubung durchgeführt. Die Patientinnen und Patienten erhalten ein Schlafmittel und verspüren so bei der Untersuchung keine Schmerzen. Ab dem 50. Altersjahr wird eine Darmspiegelung zur Krebsvorsorge empfohlen. Das ist meiner Meinung nach durchaus eine gute Idee.»

B. Balsiger: «Die Darmspiegelung ist wahrscheinlich das Schlauste im Bereich Vorsorge, das es gibt. Denn wir suchen bei der Darmspiegelung nicht den Krebs an sich, sondern seine Vorstufe - Polypen. Wenn wir solche Polypen finden, dann entfernen wir sie gleich, damit erst gar kein Krebs daraus entsteht. Ich selbst habe schon zweimal eine Koloskopie, also eine Darmspiegelung, durchführen lassen und rate jedem ab 50 Jahren dies machen zu lassen.»

F. Seibold: «Das möglicherweise etwas Unangenehme bei der Darmspiegelung ist die vorherige Abführmassnahme. Die Darmspiegelung selbst wird heute unter Propofolbetäubung gemacht, d.h. die Patienten bekommen von dieser Untersuchung nichts mit, sind aber nach dem Eingriff wieder sehr schnell fit.»

Welche physiotherapeutischen Massnahmen helfen nach einer Darmoperation?

A. Pfotenhauer: «Nach einer Operation im Darmbereich ist das erste Ziel sicher die möglichst rasche Wiederherstellung der Selbständigkeit im Alltag. Kraft und Fitness sollen für das Verrichten der täglichen Anforderungen ausreichen, dies kann durch ein gezieltes Kräftigungsprogramm mit begleitenden Atemübungen erreicht werden. Die Atmung nimmt vor allem in den Tagen im Spital eine wichtige Rolle ein, da durch eine Operation im Bauchbereich die Lunge ebenfalls Probleme verursachen kann. Weiter erfordern Operationen im Darmbereich manchmal die vorübergehende Anlage eines künstlichen Darmausganges. In dieser Zeit kann der Schließmechanismus des Darmausganges schwach werden. Die Kräftigung und Entspannung des Beckenbodens kann dabei helfen, diese Muskulatur zu trainieren und die Kontinenz zu erhalten oder zu verbessern. Das Behandlungsziel und die therapeutischen Maßnahmen werden an jede Patientin und jeden Patienten individuell angepasst. Übrigens können Frauen und Männer jeden Alters auch vorbeugend für die Gesundheit von Blase, Darm und Beckenboden aktiv werden!»
Spezialisierte Physiotherapeutinnen und -therapeuten begleiten Sie durch ein individuell angepasstes Beckenbodentraining.
Spezialisierte Physiotherapeutinnen und -therapeuten begleiten Sie durch ein individuell angepasstes Beckenbodentraining.

Gibt es eine Diät gegen Darmkrebs?

In der Ernährungsberatung der Lindenhofgruppe erhalten Sie wertvolle Informationen sowie praktische Tipps und Tricks, mit denen Sie Ihr Wohlbefinden steigern und Ihre Gesundheit nachhaltig verbessern können. Lisa Mosimann ist Ernährungsberaterin an der Lindenhofgruppe und klärt im Video zum Thema "Krebsdiäten" auf.

F. Koch: «In diesem Zusammenhang sprechen wir nicht von einer Diät. Die allgemeinen Empfehlungen für eine gesunde Ernährung gelten auch im Fall einer Krebserkrankung. Wichtig ist sicher eine proteinreiche und – soweit verträglich – ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung mit vielen Frischprodukten.»

Das Darmzentrum: Ein Blick hinter die Kulissen

Das Darmzentrum Bern wurde in diesem Jahr als Teil des Onkologiezentrums Bern von der Deutschen Krebsgesellschaft DKG zertifiziert. Was halten unsere Ärzte davon?

F. Seibold: «Die grossen Vorteile des zertifizierten Darmzentrums sind die koordinierte Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen, sowie die Einhaltung von international erarbeiteten Standards.»

A. Sendensky: «Durch kurze Wege, flache Hierarchien und tadellose Kommunikation haben wir im Darmzentrum, unter anderem auch durch die DKG-Zertifizierung als Teil des Onkologiezentrums, einen sehr hohen Standard. Dieser Standard garantiert nahtlos ineinandergreifende Abläufe, die eine umfassende, rasche, individualisierte und hochkompetente Versorgung ermöglichen.»

Im Darmzentrum Bern ist die fachübergreifende Zusammenarbeit bei Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts wichtig. Warum das so ist, erläutern unsere Spezialistinnen und Spezialisten.

Ch. Weber: «Störungen im Verdauungstrakt können sich auch auf andere Organe auswirken, den gesamten Organismus in Mitleidenschaft ziehen oder sich auch an ganz anderen Stellen bemerkbar machen. Um jetzt eine Patientin oder einen Patienten mit einer Darmerkrankung zum Beispiel optimal behandeln zu können, braucht es dann eben nicht nur uns Magen-Darm-Spezialisten, sondern auch noch Radiologinnen und Radiologen für eine Bildgebung, Chirurginnen und Chirurgen für eine Operation oder Ernährungsberaterinnen und -berater. Im Darmzentrum kommen all diese Spezialisten zusammen, um für die Patientin oder den Patienten eine optimale Lösung zu finden.»

B. Rihs: «Als Visceral Care Nurse begleite und berate ich Patientinnen und Patienten, die bei einer Tumorerkrankung des Magen-Darm-Traktes chirurgisch behandelt werden. Ich arbeite auch noch auf der Station in allen Diensten mit. So bin ich im Team integriert. Wenn ich als Visceral Care Nurse arbeite, unterstütze ich das Team, kläre den Beratungsbedarf ab, besuche die Patientinnen und Patienten und nehme mir Zeit für Gespräche und Anliegen.
Ich koordiniere beteiligte Dienste wie beispielsweise die Stoma- und die Ernährungsberatung. Dabei arbeite ich auch mit den Ärztinnen und Ärzten zusammen, koordiniere das Eintrittsprozedere, mache Abklärungen und Blutentnahmen. Meine Rolle ist auch durch die Teilnahme am Leitungsausschuss oder Tumorboard ein Gewinn für die interprofessionelle Zusammenarbeit.»

Im Darmzentrum Bern gibt es viele unterschiedliche Fachpersonen und besondere Berufe. Ein Beispiel ist die Visceral Care Nurse, eine diplomierte Pflegefachfrau mit Berufserfahrung und Spezialausbildung im Bereich der chirurgischen Behandlung von Tumorerkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Erfahren Sie mehr über ihre Arbeit aus erster Hand:

B. Rihs: «Seit sechs Jahren arbeite ich im ERAS Programm. Das ist ein Behandlungsschema für Patientinnen und Patienten bei Operationen im Dickdarm. Mit Weiterbildungen in Kommunikation und in onkologischen Themen halte ich mich auf dem neuesten Stand, um die Patientinnen und Patienten bestmöglich zu unterstützen. Erfahrung und Wissen im Fachgebiet sind wichtig, damit ich Fragen patientengerecht beantworten und die notwendige Sicherheit vermitteln kann. Meine Tätigkeit hat direkte Auswirkungen auf Therapie- und Krankheitsverlauf. Patientinnen und Patienten, die gut vorbereitet und informiert zur Operation kommen, erholen sich schneller und besser – so unsere Erfahrung, die wir seit Jahren mit dem ERAS Programm machen. In mir haben die Patientinnen und Patienten vor, während und nach ihrer Behandlung eine Ansprechperson. Dies gibt ihnen Sicherheit.»

Darmkrebsmonat März

Darmkrebsmonat März

Nationale und internationale Organisationen sensibilisieren für Darmkrebs. Der Darmkrebsmonat wurde 2002 von den drei Organisationen Felix Burda Stiftung (München),Deutsche Krebshilfe (Bonn) und „Stiftung Lebensblicke“ ins Leben gerufen.

Zertifiziert

Als spezialisierter Teil des Onkologiezentrum Bern ist das Darmzentrum Bern nach den strengen Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft DKG zertifiziert. Mehr dazu

Verlässliche Informationen zum Thema Darmkrebs

F. Seibold: «Zum einen kann jederzeit der Hausarzt oder der entsprechende Gastroenterologe kontaktiert werden, zum anderen gibt es folgende nützliche Websites:
www.krebsliga.ch



Die zitierten Fachpersonen

PD Dr. med. Bruno Balsiger

Facharzt Gastroenterologie

Claudia Jordi

Abteilungsleiter/in Pflege
Interventionszentrum

Franziska Koch

Abteilungsleiterin Ernährungsberatung

PD Dr. med. Peter Netzer

FMH Gastroenterologie und FMH Allgemeine Innere Medizin

Anna Pfotenhauer

Fachverantwortliche Viszeral- & Thoraxchirurgie
Physiotherapie Lindenhofgruppe

Brigitte Rihs

Visceral Care Nurse Darmzentrum

Prof. Dr. med. Frank Seibold

Facharzt Gastroenterologie und Allgemeine Innere Medizin

Dr. med. Alexander Sendensky

Facharzt Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie

PD Dr. Christoph Weber

Facharzt Gastroenterologie und Allgemeine Innere Medizin
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